Wie eine Mauer umzingeln die Griechen auf dem Schulhof des 2. Gymnasiums in Korinth in Griechenland die Schüler des Gymnasiums Hohenbaden an einem kühlen Frühlingstag im März, um sie staunend zu betrachten.
Das war der Beginn eines unglaublich schönen Austauschs, der 11 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 9, die am Hoba bei ihrem Lehrer Reinhard Bode Altgriechisch als Profilfach und auch ein wenig Neugriechisch in einer AG lernen, nach Griechenland führte, wo sie eine Woche in griechischen Gastfamilien lebten und den Alltag ihrer griechischen Altersgenossen kennenlernten.
Die Schüler des Gymnasiums Hohenbaden konnten zahlreiche Eindrücke über das antike Korinth, das wunderschöne Athen mit seiner atemberaubenden Akropolis, aber auch über die dunklen Seiten der griechischen Geschichte in Kalavryta sammeln, einem Ort schrecklichster Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht. Diesem Ort den notwendige Respekt zu zollen, stellten wir uns als Aufgabe.
Während eines Festakts der Schule zum Nationalfeiertag wurde nicht nur ein Schulpartnerschaftsvertrag unterschrieben. Die Gäste aus Baden-Baden brachten auch den Saal zum Kochen, als sie spontan während einer Darbietung griechischer Volkstänze auf die Bühne sprangen und einfach mittanzten. Sie hatten zwei dieser Tänze in ihrer Neugriechisch-AG gelernt. Am Ende tanzte die ganze Schule vom Direktor bis zum jüngsten Schüler.
Beim Verlassen Korinths wurden reichlich Tränen vergossen, aber die Vorfreude, die Griechen in Deutschland wieder zu treffen war umso größer.
Austausch in Baden-Baden
Am 02. Mai hatte das Warten ein Ende. Die gastgebenden Schüler des Gymnasiums Hohenbaden hatten sich in der Zwischenzeit auf den Gegenbesuch vorbereitet und ein ansprechendes Programm zusammengestellt. Als die Gäste sich dem Hoba näherten, rannten ihnen ihre Gastgeber entgegen, um sie endlich wieder in die Arme zu schließen. Würde es gelingen, sich dem hohen Niveau an Gastfreundschaft, das die deutschen Schüler und Lehrer in Korinth erfuhren, würdig zu erweisen?
Um den von der anhaltenden Krise geplagten Griechen die Reise nach Baden-Baden zu erleichtern, hatten die deutschen Schüler im Winter durch einen Auftritt bei einer Pulse-of-Europe-Demonstration, durch den Verkauf von Selbstgebackenem und Gebasteltem auf dem Adventswochenmarkt, beim Geschenkeinpacken im Supermarkt und auch in Gottesdiensten 3000 Euro gesammelt. Ein Teil dieses Geldes ging als Spende an die Solidarische Arztpraxis in Korinth, wo Patienten ohne Krankenversicherung kostenlos medizinisch versorgt werden können.
An den Abenden in Baden-Baden wurde immer gemeinsam etwas unternommen. Der schönste Abend war der Samstagabend: Der Pianist Krystian Zimerman spielte im Festspielhaus die bedeutendsten Stücke der Komponisten Chopin und Brahms. Für die Griechen war das eine tolle Gelegenheit, die klassische Musikkultur kennenzulernen, die sie mit großer Dankbarkeit annahmen.
Weitere Programmpunkte des Besuchs der Griechen waren u. a. ein Schultag am Hoba, ein Besuch beim SWR Fernsehen und Hörfunk, das Straßburger Münster oder das papyrologische Institut der Uni Heidelberg. Auch hier besuchten wir einen Ort des Gedenkens und des Respekts: Das KZ Natzweiler-Struthof.
Beim Organisieren des Abschiedsabends flossen die Tränen erneut, denn nun war der Austausch zu Ende und ein mögliches Wiedersehen mit den neuen Freunden liegt noch in unerträglich weiter Ferne. Griechische Reigentänze vertrieben den Abschiedsschmerz für Momente. Am Morgen des 9. Mai beim letzten Winken am Bahnsteig half dieses Mittel nicht mehr. Doch es wurden bereits die nächsten Besuche geplant: Sommerreisen, Reisen zur Weihnachtszeit, zur Osterzeit und viele, viele mehr.
Ann-Katrin Steurer, Sarah Buchwald